7 Tipps für den Besuch bei einer arabischen Familie

Besuchst du eine Familie aus einem anderen Land, erwarten dich im Normalfall einige kulturelle Unterschiede. Zwischen der europäischen bzw. deutschen und arabischen Kultur gibt es so einige Unterschiede, was Besuch bei jemandem Zuhause, Tischmanieren und Geschenke betrifft. Ob im eigenen Land oder auf deiner Reise in den Orient, es lohnt sich in jedem Fall, einige dieser Gepflogenheiten zu kennen.

In diesem Artikel erkläre ich dir die wichtigsten Dinge, die du für deinen Besuch bei einer arabischen Familie wissen solltest.

Blick auf Amman Downtown
Tipps und Verhaltensregeln, wenn du eine arabische Familie zuhause besuchst

1. Achte auf angemessene Kleidung

Bist du bei jemandem zuhause eingeladen, kleide dich dem Anlass entsprechend. Du möchtest sicher einen guten (ersten) Eindruck machen, wenn du einen Freund oder Kollegen zu Hause besuchst und dort ggf. zum ersten Mal auf die Familie triffst. Das gilt natürlich nicht nur für die arabische Kultur. Auch bei einer Verabredung mit jemandem aus deinem eigenen Land, einem Vorstellungsgespräch usw. möchtest du einen guten Eindruck hinterlassen. Die Wahl deiner Kleidung kann dabei helfen, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen oder ihn zu ruinieren. Vergiss nicht: Kleider machen Leute.

Besuchst du eine arabische Familie (insbesondere muslimische Familie), ist Bescheidenheit das A und O. Das heißt aber nicht, dass du nicht elegant und gut gekleidet sein solltest. Ganz im Gegenteil. Araber lieben es, sich gut zu kleiden und wissen Schönheit zu schätzen. Die meisten Araber (sowohl Männer als auch Frauen) wählen jedoch Kleidung, die nicht zu viel Haut sehen lässt.

Jeans und T-Shirt (mit kurzen oder langen Ärmeln) sind in den meisten arabischen Ländern durchaus üblich und akzeptabel. Als Faustregel gilt: Wähle Kleidung, die alles zwischen Schultern, Dekolleté und Knien bedeckt.

2. Zieh deine Schuhe aus

In der arabischen Kultur ist es sehr üblich, im Haus keine Schuhe zu tragen. Die Schuhe werden ausgezogen, bevor man das Haus betritt. Je nach Land und Art der Wohnung stellen manche Leute ihre Schuhe vor der Haustür ab, während andere sie in einem Schuhschrank im Haus aufbewahren.

Besuchst du eine arabische Familie besuchst, ziehe deine Schuhe am besten aus, bevor du das Haus betrittst. Dein Gastgeber wird dir zeigen, wo du deine Schuhe hinstellen kannst. Denke daran, saubere Socken zu tragen. Viele Menschen laufen auch barfuß im Haus herum, obwohl das stark vom Klima abhängt.

Du kommst unangekündigt zu Besuch? Bist ein Mann bist, solltest du einen kurzen Moment warten, bevor du das Haus betrittst, damit Frauen ihr Hijab (Kopftuch) aufsetzen können. Es ist auch üblich, dass Männer beim Betreten des Hauses Ya Sater (einen der Namen Gottes) rufen. Dieser Ausdruck bedeutet, dass Männer zu Besuch sind, die nicht zur Familie gehören. Das ist ein sehr arabischer Brauch und von Fremden wird nicht erwartet, dass sie diesen Brauch kennen.

3. Begrüße jede Person einzeln

Besuchst du eine arabische Familie zu Hause, ist es sehr höflich, alle Anwesenden einzeln zu begrüßen. Anstatt also einfach eine “Hallo” in die Runde zu werfen, ist es in der arabischen Kultur üblich, jede Person einzeln zu begrüßen.

Ältere Menschen werden in der Regel zuerst gegrüßt (unabhängig vom Geschlecht). Personen des gleichen Geschlechts werden mit einer Umarmung, einem Kuss oder zumindest einem Lächeln oder einem Händedruck begrüßt. Beim anderen Geschlecht wird kein Körperkontakt erwartet, aber verbale Begrüßungen sind die Norm. Manche Menschen geben dem anderen Geschlecht die Hand, andere nicht. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Im Zweifelsfall solltest du abwarten, ob dein Gegenüber die Hand zu dir reicht oder diese zur Begrüßung zum Herzen führt.

Möchtest du deinen arabischen Gastgeber beeindrucken, kannst du einige arabische Grußformeln lernen.

4. Bring ein Geschenk mit

Araber lieben es, Gäste willkommen zu heißen! Gastfreundschaft ist ein wichtiger Bestandteil der arabischen Kultur. Aber vergiss nicht, dass auch Respekt und Höflichkeit wichtige Werte sind. Eine gute Möglichkeit, deinem Gastgeber gegenüber Respekt und Wertschätzung zu zeigen, ist ein kleines Geschenk mitzubringen.

Die Geste ist das, was zählt, also mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, was du schenken sollst. Ob Süßigkeiten oder etwas Symbolisches fürs Zuhause, beinahe alles ist erlaubt. Pralinen, Datteln und andere Süßigkeiten sind immer gern gesehen. Du könntest sogar selbst etwas backen und deinem Gastgeber schenken. Blumen sind ebenfalls akzeptabel, obwohl sie als Geschenk unüblicher sind als in der westlichen Kultur.

Es gibt jedoch ein paar Dinge, die du lieber nicht mitbringen solltest. Denk daran, dass Alkohol und Schweinefleisch im Islam verboten sind. Wenn dein Gastgeber Muslim ist, wäre es unangemessen, ihm eine Flasche Sekt oder Wein mitzubringen.

5. Bleibe im Gästebereich

Häuser bzw. Wohnungen im Nahen Osten sind in der Regel anders aufgebaut als in Europa oder den USA.

Wie in Deutschland haben auch die Häuser im Nahen Ostens normalerweise ein Wohnzimmer. Der kulturelle Unterschied ist jedoch, dass das arabische Wohnzimmer in der Regel für Familienmitglieder und nicht für Gäste reserviert ist. Dies ist ein sehr wichtiger Raum in einem Zuhause. Gäste, die ins Wohnzimmer gebeten werden, gelten als Familie. Das arabische Wohnzimmer wird Saleh genannt und hat normalerweise einen Fernseher, der das Hauptmerkmal dieses Raumes ist.

Der Bereich, in dem die Gäste unterhalten werden, wird Salon genannt. Es ist ein größerer Raum (geräumiger als das Wohnzimmer). Er ist in der Regel besser eingerichtet und dekoriert als das Wohnzimmer. Dieser Bereich wird für besondere Anlässe genutzt.

Wenn du in einem arabischen Haus zum Essen eingeladen bist, wirst du wahrscheinlich im Essbereich Platz nehmen, der als Ghurfat as Sufra (der „Raum der Sufra“) bekannt ist. Sufra ist ein Wort, das auf die Kultur der Beduinen zurückgeht. Es bezeichnet ein großes Stück Leder, das auf dem Sand ausgebreitet wurde, um darauf zu essen. Während die meisten arabischen Haushalte einen Esstisch mit Stühlen haben, wird der ursprüngliche Name auch heute noch verwendet.

Besuchst du eine arabische Familie außerhalb des Nahen Ostens, sieht es vielleicht ein bisschen anders aus. Araber in Deutschland (und anderen Ländern der Welt) versuchen jedoch oft, einen Gästebereich in der Wohnung herzurichten. Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du nicht ohne zu fragen in andere Räume gehen. Warte darauf, dass dein Gastgeber dir einen Sitzplatz anbietet.

6. Verteile Komplimente mit Mashallah

Bist du bei jemandem zu Hause und begeistert von einer bestimmten Lampe oder ein Bild an der Wand? Machst du jemandem ein Kompliment, benutze das Wort Mashallah. Das gilt sowohl für Komplimente zu Gegenständen („Das Bild ist wunderschön, Mashallah“) als auch zu Personen („Dein Haar sieht gut aus, Mashallah“).

Mashallah ist ein islamischer Ausdruck, der tief in der arabischen Kultur verwurzelt ist. Ist jemand zu sehr auf die Schönheit einer Sache fixiert, könnte sie unbewusst Eifersucht entwickeln, so die arabische Kultur. Eifersucht kann bewusst oder unbewusst den bösen Blick anziehen.

Aus diesem Grund ist es üblich, „Mashallah“ zu sagen, wenn man jemandem ein Kompliment macht. Mashallah bedeutet im Grunde, dass es Gottes Wille ist, dass ein bestimmter Gegenstand so schön ist. Wir können uns an seiner Schönheit erfreuen, ohne Neid oder Missgunst zu empfinden.

Pro-Tipp: Erwähnst du mehrfach, wie schön du einen bestimmten Gegenstand findest, kann es passieren, dass dein arabischer Gastgeber ihn dir schenken möchte. Araber sind sehr großzügige Menschen.

7. Vermeide Politik und Religion

Politik und Religion sind heikle Themen. Das heißt nicht, dass du sie nicht mit deinen arabischen Freunden besprechen kannst, aber du solltest taktvoll und respektvoll damit umgehen.

Der Islam ist die vorherrschende Religion im Nahen Osten. In vielen arabischen Ländern gibt es aber auch einen Anteil von Christen (und einigen anderen Religionen). Auch wenn die Mehrheit der Araber Muslime sind, sind es nicht alle. Jemanden zu fragen, welcher Religion er angehört, ist eine völlig akzeptable Frage. Außerdem ist es in Ordnung, Fragen zu stellen und Neugierde und Interesse zu zeigen. Viele Menschen freuen sich sogar, wenn jemand Interesse an ihrer Religion zeigt.

Was du jedoch vermeiden solltest, ist, die Religion einer Person negativ zu kommentieren oder schlecht zu reden. Das gilt besonders, wenn du neue Leute kennenlernst. Denke daran, dass die Religion für viele Araber ein wichtiger Teil des Lebens ist. Negative Bemerkungen können schnell als Beleidigung aufgefasst werden.

Das Gleiche gilt für das Thema Politik. Im Allgemeinen werden arabische Politiker von ihrem Volk sehr respektiert. Nehmen wir die jordanische Königsfamilie als Beispiel. König Abdullah, Königin Rania und ihre Kinder sind bei den Jordaniern sehr beliebt. Viele Menschen hängen ein Bild der königlichen Familie (oder nur des jordanischen Königs) in ihrem Haus oder Büro auf. Es versteht sich von selbst, dass du diese Person nicht beleidigen solltest, denn die meisten Menschen würden das als beleidigend empfinden. Das Gleiche würdest du wahrscheinlich auch von deinem Gast erwarten, wenn es um Bilder von Personen geht, die du in deinem eigenen Haus aufhängst.

Meine Empfehlung ist, Politik und Religion ganz zu vermeiden. Es ist leicht, die Gefühle von jemandem unabsichtlich zu verletzen. Es ist selbst unter Arabern nicht üblich, beim Essen über Themen wie Politik und Religion zu sprechen.

Fragen oder Feedback?

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Möchtest du noch weitere arabische Ausdrücke lernen, oder interessierst du dich für die arabische Kultur? Dann bist du hier genau richtig! Auf diesem Blog dreht sich alles um “alles Arabische”. Du findest hier viele nützliche Artikel rund um die arabische Sprache, Kultur sowie leckere arabische Rezepte.

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